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Heliflug 2013 – This Wolfensberger

Februar 2013

Helikopterflug Pontresina

Im Februar 2013 machte ich eine Woche Winterferien in Pontresina. Da es bis zum Flugplatz Samedan nicht weit ist, lag es nahe, diesen zu besuchen und ein wenig „Flugplatzromantik“ zu tanken. Als ich zum Besucherparkplatz einbog, begrüsste mich ein Schild mit der Aufschrift „Helikopter Rundflüge“…
Obwohl ich mich beruflich und privat intensiv mit der Aviatik auseinandersetze und ich beim Militär in der Luftwaffe Dienst leistete, war ich bis dahin noch nie mit einem Hubschrauber geflogen. Da sich das Prinzip des Drehflüglers von jenem des Tragflächenflugzeugs erheblich unterscheidet – vom Flugverhalten wie auch von den Fähigkeiten – wollte ich schon lange diese Art des Fliegens einmal selber erleben.
In diesem Moment allerdings war dies eine völlig spontane und ungeplante Idee, aber sie gefiel mir immer besser, und deshalb ging ich kurz entschlossen zum Büro der Heli AG. Nach einem kurzen Gespräch zeigte sich, dass ein Hubschrauber wie auch ein Pilot verfügbar wären und dass dem Flug grundsätzlich nichts im Wege stehen würde. Doch ich wäre nicht ich, wenn ich nicht wieder einmal einen Sonderwunsch anzubringen gehabt hätte. Wenn es denn schon ein Flug nur für mich sein sollte, dann wollte ich eine besondere Flugerfahrung machen und deshalb die Maschine selber steuern. Mein Pilot freute sich über diesen Wunsch und meinte scherzhaft, dass er dann selber weniger Arbeit habe. Tatsächlich war aber beim abgestellten Hubschrauber der zweite Steuerknüppel ausgebaut gewesen, da er nur für Touristen- und Rettungsflüge ausgelegt war. Die Montage an sich wäre kein Problem gewesen, aber sie mussten – wenn ich es richtig verstanden habe – den Hubschrauber in dieser Konfiguration belassen, falls dieser für einen Notfalleinsatz benötigt werden würde.

Start und erste Flugerfahrungen sammeln

Also warteten wir auf den nächsten Hubschrauber, der sich auf dem Rückweg befand. Als dieser eintraf, installierten sie mein Steuerhorn (denn dieses fehlte auch hier), und kurz darauf sass ich auf meinem Platz und erhielt die Instruktionen. Die Instrumente sind praktisch identisch mit denen eines Tragflächenflugzeugs, und sie waren für mich übersichtlich und verständlich angeordnet.
Als alles bereit war, startete der Pilot – wie mit einem Hubschrauber üblich – senkrecht in den Himmel. Für mich war es das erste Mal, so in die Luft zu kommen. Als wir eine gewisse Höhe und Geschwindigkeit erreicht hatten, übergab er mir das Steuer. In der rechten Hand hielt ich das Steuerhorn, mit dem ich den Hubschrauber in der Längs- und Querachse steuern konnte. In der Linken hielt ich einen Griff, den es im Flächenflugzeug nicht gibt. Mit jenem konnte ich den Hauptrotor in der senkrechten Achse ansteuern. Das heisst, wenn ich daran zog, stieg der Hubschrauber, beim Hinunterdrücken sank er. Dieser Griff war einfach und auch sehr intuitiv zu bedienen. Die Pedale hatten dieselbe Funktion wie bei einem Flugzeug: Man kann damit die Fluglage in der Hochachse ändern, allerdings wird es anders umgesetzt. Wenn ich zum Beispiel auf das linke Pedal trete, dann dreht sich das Flugzeug – oder eben der Hubschrauber – links von der Flugrichtung weg. Bei Flugzeugen wird das Querruder am wenigsten genutzt. Um eine saubere Kurve zu fliegen, drückt man nicht die Nase nach links oder rechts, sondern man senkt eine Tragfläche. Das wird über den Steuerknüppel gemacht, nicht über die Pedale. Der Hubschrauber hat aber meistens kein Querruder, denn im Schwebeflug wird es nicht von der Luft umströmt und Ruderausschläge hätten somit keine Wirkung. Dies wird mit dem Heckrotor gesteuert, der gleichzeitig auch das Drehmoment des Hauptrotors ausgleicht.
Das Fliegen mit dem Hubschrauber kann man wohl ein wenig mit einem grossen Ball mit Steuerknüppel vergleichen. Wenn ich auf einem solchen Ball sitzen würde mit einem Steuerknüppel in der Mitte, dann müsste ich ständig um das Gleichgewicht kämpfen, um nicht hinunter zu fallen. Indem ich den Knüppel zum Beispiel leicht nach vorne drücke, senkt sich auch die Nase des Hubschraubers nach vorne, verliert an Höhe und beschleunigt gleichzeitig in Flugrichtung. Tut man dies zu unsanft, kann es schnell zu unkontrollierten Manövern führen. Mir wurde einmal gesagt, dass man beim Hubschrauberfliegen mehr daran denken soll, was man tun will, als tatsächlich physisch am Steuerknüppel zu agieren. Er reagiere viel sensibler auf Steuereingaben als ein Flächenflugzeug. Entsprechend vorsichtig verhielt ich mich. Zudem kannte ich den Hubschrauber und sein Verhalten überhaupt nicht und konnte auf keine Erfahrungen zurückgreifen. Deshalb war ich erstaunt, wie ähnlich das Flugverhalten gegenüber einem konventionellen Flugzeug war. Ich hatte den Hubschrauber sehr gut im Griff, und ich flog (fast) immer dorthin, wo ich auch hinwollte. Zuerst flogen wir nach Pontresina, dann Richtung Südwesten über das Rosegtal und überquerten die Bergkette bei schönstem Wetter und vollkommen verschneiter Landschaft.

Schwebeflugversuche

In der Nähe des Silsersees versuchten wir ein paar Schwebeflugübungen. Mein Pilot übernahm dabei die Seitenruder- und Hochachsensteuerung, damit ich mich ausschliesslich auf den Steuerknüppel konzentrieren konnte. Solange der Hubschrauber eine gewisse Vorwärtsgeschwindigkeit hatte und der Luftstrom den Rumpf stabilisierte, war das Fliegen ziemlich einfach. Jetzt, wo dieser Strom fehlte, hatte ich schlichtweg keine Chance, den Hubschrauber auch nur annähernd in Position zu halten. Im 5-Sekunden-Takt musste mein Pilot immer wieder eingreifen und den nach vorn, hinten, links oder rechts abdriftenden Hubschrauber stabilisieren. Wir übten bestimmt eine Viertelstunde lang, aber ich brachte es nicht zustande. Es war mir schlichtweg unmöglich, den Hubschrauber im Schwebeflug zu kontrollieren. Mein Fluglehrer meinte, dass der Hubschrauber vor allem intuitiv geflogen werde und man mit ein wenig Übung nicht mehr darüber nachzudenken brauche, was man mit den Händen tun muss. Das war mir völlig klar und auch, dass ein einziger Flug niemals ausreichen konnte, ein minimales intuitives Niveau aufzubauen. Ich war nicht enttäuscht, sondern freute mich, dass ich den Hubschrauber während des Marschfluges so gut im Griff gehabt hatte. Es wäre mehr als naiv gewesen, hätte ich geglaubt, den Hubschrauber bereits beim ersten Flug komplett unter Kontrolle zu haben.

Nach meinen Schwebeflugübungen flogen wir noch über das Skigebiet von St. Moritz und liessen uns dort in einer sehr steilen Rechtskurve zu Tal fallen, alles in sicherer Höhe über dem Grund. Die dabei auftretenden G-Kräfte und auch das starke Klopfen der Rotorblätter waren eindrücklich und sehr cool. Ich liebe es, wenn man ein wenig am Himmel herumtollen kann!

Dann folgte schon bald der Retourflug nach Samedan. Natürlich war es der Fluglehrer, der die Maschine landete, und nach meinen eben gemachten Schwebeflug-Erfahrungen staunte ich wieder, wie es möglich sein kann, einen Flugapparat dieses Kalibers so kontrolliert und punktgenau auf einen Platz zu setzen.

Es war ein extrem schöner Flug gewesen und ich hatte ihn sehr genossen. Es ist eine Erfahrung, die ich auf keinen Fall missen und wenn möglich irgendwann wiederholen möchte.