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Nellis AFB 1997 «The Golden Days / 50 Jahre USAF» – This Wolfensberger

25. April 1997

Nellis AFB 1997 ``The Golden Days / 50 Jahre USAF``

Der Traum, die neue Welt zu besuchen

In meiner Kindheit und Jugendzeit war ich ein hoffnungsloser USA und Fliegerfan. Ich wollte unbedingt in das „gelobte Land“ der unbegrenzten Möglichkeiten. Für mich war das damals eine unendliche Zeit des Wartens, denn meine Eltern teilten diesen Wunsch nicht mit mir. So konnte ich mir den Traum erst mit 21 Jahren erfüllen. Eine sehr lange Wartezeit, wenn man bedenkt, dass ich bereits seit dem 7. oder 8. Lebensjahre, dorthin reisen wollte.
Dieser erste Übersee-Tripp war wohl mein erstes grosses Abenteuer. Die Reise relativierte viele Vorstellungen und Ansichten, welche ich den USA gegenüber hatte, auf eine realistischere und genesende Weise. Der „Traum“ war weg, denn jetzt war das Land für mich real geworden. Nichtsdestotrotz war es bis zu diesem Tage das eindrücklichste Erlebnis, das ich machte und ist auch jetzt, mehr als ein viertel Jahrhundert später, immer noch in meinen „Top Ten“ Abenteuer, die ich je erlebt hatte.
Man kann viel über die USA sagen, Gutes wie Schlechtes, doch auf mich übt dieser Staatenbund auch heute immer noch eine ungebremste Anziehungskraft aus. Selbstverständlich ist es für mich nicht mehr das gelobte Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern viel mehr das Land der Gegensätze und Extreme. Nirgendwo sonst konnte ich dies so eindrücklich beobachten wie dort.

Das 50-Jahre Jubiläum der USAF

Am 18. September 1947 wurde die USAF (United States Air Force) gegründet und als eine selbstständige Truppengattung eingeführt. Zuvor war sie der Army unterstellt gewesen und hatte die Bezeichnung USAAF (United States Army Air Force) getragen.
Deshalb jährte sich das Gründungsdatum 1997 zum 50ten Mal, was für die Air Force selbstverständlich ein Grund zum Feiern war.
Für mich war das DER Grund, endlich nach Amerika zu fliegen!
Die Nellis AFB liegt in der Wüste neben Las Vegas und ist die zweitgrösste Militärbasis der Welt. Die Fläche ist fast so gross wie die gesamte Schweiz und das Sperrgebiet hat eine Fläche wie unsere beiden grössten Kantone -Graubünden und Bern- zusammen. In dieser absoluten Sperrzone liegt die ironischerweise berühmteste Geheimbasis der Welt: die Area 51, von der es die schönsten Verschwörungstheorien, Filme und Märchen gibt.
Der Nellis Stützpunkt selber befindet sich sehr nahe bei Las Vegas. Von einer leicht erhöhten Position vom Zentrum aus (z.B. dem Stratosphere Hotelturm) sind die Pisten und Gebäude der Basis im Nordosten der Stadt sehr gut zu erkennen.

Hinreise

Als wir von Detroit her nach Vegas (mit einer Boeing 757-300 von Northwest) flogen, war es bereits Nacht und ich konnte absolut nichts erkennen. Allerdings werde ich den Moment nie vergessen, als wir in einer sanften Rechtskurve in den Landeanflug übergingen. Plötzlich schob sich ein Berg zur Seite, der im Dunkeln gar nicht zu erkennen war, und dahinter tauchte die gesamte Stadt in Ihrem Lichtermeer vor mir auf. Das Luxor-Hotel, welches damals gerade 3 ½ Jahre alt war, hatte ihren Laser auf der Spitze der Pyramide eingeschaltet und das Licht war so hell, dass man nicht erkennen konnte, ob der Strahl von unten nach oben oder umgekehrt zu kommen schien. Es wirkte auf mich, wie wenn das Gebäude „von Gott“ markiert wurde. Das Licht kam aus dem unendlichen Himmel und viel direkt auf unser Ziel, denn wir hatten in genau diesem Hotel unsere Zimmer gebucht.
Wenn die Amerikaner von etwas wirklich eine Ahnung haben, dann ist es das Show-Business. Und dieses Know-How ist nirgendwo konzentrierter als in Las Vegas. Auch die Air-Show übertraf alles, was ich bisher zu sehen bekommen hatte.

Die AirShow

Schon am nächsten Tag standen wir um 5:30 Uhr auf, assen Frühstück -ich hatte mein erstes T-Bone Stake überhaupt- und fuhren zur Nellis AFB.
Der Eintritt zur Air-Show war zu meiner Überraschung gratis. Gleich beim Eingang standen zwei Tanker und drei Frachter zu unserem Empfang bereit, welche ich zuvor alle noch nie live gesehen hatte. Eine C-141 Starlifter, eine brandneue C-17A Globemaster III, eine übergrosse C-5A Galaxy und je eine KC-135 Stratotanker und eine riesige KC-10A Extender. Von da an hatte ich nur noch „erste Male“ zu bestaunen. Sie hatten wirklich fast alles nach Nellis gebracht, was die USAF je im Sortiment hatte.

Die meisten Flugzeuge im Static Display waren nicht abgesperrt und konnten von allen Seiten bis ins kleinste Detail betrachtet werden. Das hatte ein Dafür wie auch ein Dagegen. Natürlich war es sehr eindrücklich, einmal die 7-Läufige Gatling-Gun der A-10A von ganz nah, betrachten und auch anfassen zu könnenn. Auch ein Mittagsnickerchen unter der Tragfläche einer B-1B kann man bestimmt nicht alle Tage machen. Aber leider ist es so fast ganz unmöglich, ein Foto zu schiessen, ohne dass immer irgendjemand vor dem abzulichtenden Sujet vorbei geht.
Für mich war es jedoch ein Paradies, wie ich es vorher wie auch danach nie mehr erlebt hatte, da das Fotografieren für mich eine absolut sekundäre Rolle gespielt hatte. Ich besass damals nur eine kleine Analogkamera und meine Erfahrungen im Spotten war damals noch so gut wie nicht vorhanden.

Ausserdem wusste ich, dass es genug Profifotografen gab, von denen man das eine oder andere Bild später ausleihen konnte. Für mich war es unglaublich spannend, einmal in das Cockpit einer A-10 klettern oder den Frachtraum einer EC-130E anschauen zu können. Bis zu diesem Tag wusste ich noch nicht einmal, dass es diese spezielle Version der Hercules überhaupt gab! Im Innern war der ganze Frachtraum mit Konsolen und grossen Computer ausgefüllt gewesen. Vom Design her erinnerte es mich ein wenig an die alten Fernsehserien von Star Trek. Es sah aus, als hätten sie den Arbeitsplatz von Lieutenant Uhura in die Hercules eingebaut.
Ein Air Force Angestellter erklärte mir dann auch, wofür das Flugzeug überhaupt eingesetzt wird. Es kann auf den unterschiedlichsten Frequenzen Radio wie auch Fernsehsendungen ausstrahlen. Im Falle einer nationalen Katastrophe ermöglicht das Flugzeug es der Regierung, die Bevölkerung weiterhin zu informieren, wenn z.B. die Sendestationen nicht mehr in der Lage wären zu senden. Die Feuertaufe hatte die EC-130E im Golfkrieg von 1991. Dort sendeten die Alliierten immer wieder Sendungen über dem Irak und informierten die Bevölkerung über den wahren Verlauf des Krieges. Die staatlich kontrollierten und zensierten Medienhäuser von Saddam Hussein waren sowieso in den ersten Tagen ausgeschaltet worden und sendeten nicht mehr. Die wenigen noch funktionierenden Anlagen wurden von der EC-130 einfach überlagert. Das Flugzeug erfüllte also eine sehr wichtige Propaganda Aufgabe und die Ausführungen des AF-Offiziers waren sehr spannend gewesen.

Neben den klassischen Air Force Jets wie der F-15C und E und diversen F-16, standen aber auch sehr viele echte Seltenheiten auf dem Static Display. Besonders interessierte mich die SR-71A Blackbird, das Mach 3 schnelle Aufklärungs- und Spionageflugzeug der USAF und der CIA. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie enttäuscht ich war, als ich das Flugzeug zum ersten Mal sah. Ich dachte, sie wäre viel grösser. Da ich die Maschine nur von Fotos her kannte, hatte ich mir unbewusst, anhand der Grösse des Cockpits, automatisch ein Bild über die Grösse gemacht. Tatsächlich sind die Fenster aber viel kleiner als bei den üblichen „anderen“ Jets. Das Cockpit ist unglaublich klein.
Meine Enttäuschung wich deshalb schnell und der Respekt wurde sogar noch grösser, denn dieses kleine Flugzeug, welches in den 60er Jahre entwickelt wurde, war tatsächlich in der Lage mit mehr als 3000km/h über eine sehr lange Zeit zu fliegen. Es gab fast nichts, was in der Lage gewesen wäre, das Flugzeug abfangen zu können. Auch heute wäre es immer noch sehr schwer, da die Reaktionszeit bei dieser Geschwindigkeit und Höhe sehr kurz wäre.
Ich hatte riesiges Glück, die Blackbird auch fliegend bestaunen zu können. Denn noch im selben Jahr wurde sie ausgemustert. Heute stehen sie nur noch in Museen…

Umgekehrt überrascht war ich von der schieren Grösse der F-111! Für einen taktischen Jagdbomber war dieses Flugzeug wirklich extrem üppig geraten und mir wurde schnell klar, weshalb die Navy alles andere als begeistert von dem Entwurf war: Dieser Vogel brauchte viel zu viel Platz auf einem Träger.
Leider war das Flugzeug zu diesem Zeitpunkt bereits von der USAF ausgemustert worden, weshalb „nur“ eine australische Maschine und die EF-111A im Static Display stand und auch keine Flugvorführung machte. Zu gerne hätte ich den Vogel einmal in der Luft gesehen und den berühmten Dump & Burn Vorbeiflug gesehen. Die F-111 ist eines der wenigen Kampfflugzeuge, welches ein Dumpvalve besitzt. Es befindet sich genau zwischen den beiden Triebwerksauslässen. Deshalb wurde immer wieder an AirShows der Vorbeiflug gezeigt, bei dem das Kerosin abgelassen wurde und gleichzeitig die Nachbrenner gezündet wurden. Dabei entstand ein riesiger Feuerball am Heck der Maschine, welcher sehr eindrücklich gewesen sein musste.

Da die USAF die EF-111A bereits ausgemustert hatte, mieteten sie deshalb von der Navy die EA-6B Prowler um die entstandene Lücke zu schliessen. Deshalb war -zu meiner Überraschung- auch dieser Marineflieger im Solodisplay ausgestellt gewesen.

Ein wenig im Abseits stand eine F-15ACTIVE (Advanced Control Technology for Integrated VEhicles) welche aus der F-15S/MTD gebaut wurde. Dieser Prototyp wurde mit grossen Canards und Schubvektorsteuerung ausgestattet, um der Maschine einzigartige Langsamflugeigenschaften und noch höhere Wendigkeit zu verleihen.

Sehr zentral war einer der beiden Prototypen der späteren F-22A Raptor ausgestellt; die YF-22 Ligthning II. Das ausgestellte Modell war die reparierte und nicht mehr flugfähige Maschine, welche 1992 eine Bruchlandung hinlegte, nachdem der Bordcomputer ausgestiegen war.
Die Ähnlichkeit zur späteren Serienmaschine ist gross, allerdings wurden diverse Details verändert:
Das Cockpit wurde aerodynamischer gestaltet und wanderte zudem weiter nach vorne, die Tragflächen wurden an der Hinterkante gekröpft. Dasselbe wurde auch mit dem Höhenruder gemacht, welches beim Prototyp noch eine spitze Ecke nach hinten aufweist. Das überdimensionierte Seitenruder wurde ebenfalls überarbeitet und verkleinert.

Selbstverständlich durfte auch die F-117A Night Hawk nicht fehlen. Die F-117A war der erste Stealth-Kampfjet der Welt und flog bereits 1981. Da man zu dieser Zeit noch zu leistungsschwache Computer hatte, um die Radarrückstrahlflächen berechnen zu können, gestaltete man diesen Flieger ausschliesslich aus Flächen und Kanten und besass keine Rundungen und auch keine rechten Winkel. Das Holzmodell, welches zuerst für Radarausmessungen hergestellt wurde, hatte tatsächlich einen äusserst kleinen Radarquerschnitt und war fast nicht zu orten. Wie dieses «Ding» allerdings fliegen würde, war eine ganz andere Frage. Deshalb bekam der Vogel auch den Spitznahmen «hopless Diamond» (hoffnungsloser Diamant). Danke der Computer unterstützter Flugsteuerung war das Flugverhalten aber doch überraschend gut.
Zurück zum Static Display:
Verständlicherweise war der Vogel (allerdings nur mit einer Kordel) abgesperrt worden. Deshalb konnte man ungehindert bis etwa 5 Meter an das Flugzeug herantreten.

Ebenfalls mit einer Kordel abgesperrt war die U-2. Der jetbetriebene „Segelflieger“ ist für die Air Force als Spionage und Höhenaufklärungsflugzeug unterwegs, und obwohl der Ursprungsentwurf der Maschine noch aus den 50er Jahren kommt, ist das Flugzeug auch heute immer noch im Einsatz.

Von den Trainerflugzeugen waren die T-38 Talon und der damals gerade brandneu ausgelieferte Texan T-6 ausgestellt gewesen. Die Texan ist ein Lizenzbau der Schweizer Pilatus PC-9.

Von den Frachtern und Tankern waren alle Maschinen der USAF anwesend. Alleine von der Hercules waren 4 verschiedene Versionen ausgestellt. Die zuvor erwähnte EC-130E, eine „normale“ C-130H, eine AC-130 „Gunship“ -ein fliegender Artilleriestand, bewaffnet von zwei 20mm Kanonen bis zu einer 105mm Haubitze- und eine KC-130 (Tankflugzeug).
Natürlich waren auch die C-141 Starlifter, die C-5A Galaxy und die C-17A Globemaster III ausgestellt. Letztere war damals ein brandneues Flugzeug, welches ich zum allerersten Mal sehen durfte. Besonders die Langsamflugvorführung und das Rückwärtsrollen mit Schubumkehr beindruckten mich damals sehr.
Ebenfalls im Static Display war eine C-9 zu besichtigen. Es handelte sich hierbei um eine militärische Version der DC-9-32.

Natürlich durften auch die Hubschrauber nicht fehlen. Von der UH-1N über die HH-60 Pavehawk bis zur CH-53 Stallion war auch hier alles mit dabei, was die AF im Inventar hatte.

Weiter waren die Briten zu Gast mit einem Tornado, einem VC-10-Tanker, einem Harrier und einer Spitfire. Letztere war auch im Flugprogramm zu sehen.

Das Flugprogramm war unglaublich und eine der eindrücklichsten AirShows die ich je besucht hatte.
Neben der unglaublichen Vielfalt und dem gedrängten Programm waren auch die Darbietungen selber nicht zu überbieten.
Zudem war ausnahmslos jedes Flugzeug, welches ein Flugprogramm vorführen durfte, auch im Static Display vertreten.

Flyby's

Mehr oder weniger „normale“ Flyby’s machten die:

P-47D Thunderbolt
B-17G
B-24 Liberator
B-25 Mitchell
A-26 Invader
C-54R Skymaster
Super Conny MATS
C-46F Commando
T-33 Shooting Star
F-106 Delta Dagger
T-37B Tweet
T-38 Talon
SR-71A Blackbird
C-130 Hercules
C-141 Starlifter
C-5A Galaxy
C-17A Globemaster III
KC-10A Extender
KC-135 Stratotanker
F-117A Nighthawk
B-52H Strato Fortress
B-1B Lancer
B-2A Spirit

In der Heritage-Formation (WWII Flugzeuge und aktuelle Muster mit derselben Aufgabe) flogen:
F-16C & P-51D
F-15C & P-38
A-10A & P-40

Natürlich wurden auch weitere Formationsflüge vorgeführt. U.a. waren im Flugprogramm mit dabei:

5x P-51 Mustang
3x F-86 Saber
und diverse Mischformationen aus dem 1. Und 2. Weltkrieg.

Solodisplays wurden von folgenden Flugzeugen vorgeführt:

F-106 Delta Dart
F-4E
F-15C

Luftkampfvorführungen wurden mit

P-51 v.s. Me-109 und
F-86 Sabre v.s. MiG-15

vorgeführt.

Kunstflugteams waren eingeladen:
Thunderbirds mit F-16C (USAF)
Snowbirds mit CT-114 (RCAF)
Blue Impulse mit T-4 (JASDF)

Letztere waren zum allerersten Mal im Ausland eingeladen worden und die Japaner lieferten in Nellis eine Show ab, die alle anderen Teams in den Schatten stellte. Ihre Flugformationen waren in absoluter Perfektion geflogen worden und Ihr Finale war ein fünfzackiger US-Star am Himmel über der AFB, welcher so gross war, dass man Ihn leider nicht fotografieren konnte. Ich schätze den Durchmesser auf ca. 3-5 km.

Ein riesiges Highlight war die Flugvorführung vom Kriegsveteran, Testpilot und zuletzt Brigadegeneral Charles Elwood, besser bekannt als „Chuck Yeager“! Er war zu diesem Zeitpunkt bereits 76 Jahre alt und flog in seiner P-51D Glamorous Glenn III ein Solodisplay. Nach der Landung gesellte er sich unter die Zuschauer, beantwortete Fragen und erzählte aus seiner Aktivzeit im Zweiten Weltkrieg. Er war damals eine echte lebende Legende. Er verstarb am 7. Dezember 2020 im Alter von 97 Jahren.

Ein weiterer Veteran, der ein US-Fliegerass ist, war Brigadier „Steve“ Ritchie, der im Vietnam Krieg fünf Luftsiege vorzuweisen hatte. Er führte an dieser Airshow seine F-4D Phantom II vor.

Es gäbe hier noch vieles zum Auflisten, was damals alles gezeigt wurde. Allerdings ist das alles schon sehr weit in die Vergangenheit gerückt und leider habe ich das eine oder andere unterdessen vergessen. Nichtsdestotrotz war die Show eine Superlative, die seinesgleichen sucht!

Einige der Fotos wurden von Armin Käppeli zur Verfügung gestellt, welcher auch die Golden Days besucht hatte. Vielen Dank dafür!